Freitag, 7. August 2015
Zeit
Zeit
Natürlich wissen wir alle, was Zeit ist. Das ist dieses äh, ja, diese Sache, die man so genau messen kann, wo Tausendstelsekunden über Sieg und Niederlage entscheiden und Glück und Unglück. Messen und wahrnehmen sind aber zwei sehr verschiedene Phänomene. Manchmal verwandeln sich Minuten in eine Ewigkeit – von der wir allerdings auch nicht so recht wissen, wie sie ist – und diese „Ewigkeit“ ist grauenvoll, manchmal rasen die Stunden dahin, auch das kann grauenvoll sein. Jedenfalls scheint die Zeit nicht absolut, eher relativ zu sein, sie dehnt sich nie dann, wenn es wunderbar wäre, und und rast dann ...
Seit ich meine neuen Nachbarn habe, habe ich immer wieder Gelegenheiten, über das Phänomen Zeit nachzudenken. Es ist nicht so, dass hier zwei Welten aufeinanderprallen würden, das Klischee des Afghanen, der auf der Erde sitzt und für den Zeit keine Rolle spielt, ist ein Klischee. Es ist vielmehr das, was wir miteinander erleben, das mich zu diesen Gedanken bringt.
Als Asylbewerber muss man einen Asylantrag stellen. Dieses Datum wird in der Erstaufnahme-Einrichtung von der amtlichen Stelle festgelegt, und dann hat man – in unserem Fall – bei dem Bundesamt in München zu erscheinen. Der momentane Aufenthaltsort in Bayern mag sein, wo er will, die Fahrkarte wird auf jeden Fall vom Staat erstattet. Festgelegt sind Datum und Uhrzeit: München, 17.6.2015, 8 Uhr. Unser Dorf ist ca. 160 km entfernt. Wir alle wissen, dass der Ausbau der Nahverkehrsmittel sehr zu wünschen übrig lässt, jeder hat ja schließlich ein Auto, aber der Asylbewerber natürlich nicht. Für ihn heißt es jemanden zu finden, der ihn morgens um 5.15 Uhr zum Bahnhof fährt, damit er mit Zug, S-Bahn und U-Bahn pünktlich um 8 Uhr zur Stelle ist. Das gilt natürlich nur für den Asylberwerber, der Deutsch lesen kann. Ein Afghane, der Analphabet ist, hat da keine Chance, selbst ein Afghane, der kein Analphabet ist, hat keine Chance. Er kann zwar die Buchstaben nach einigen Stunden Deutschunterricht entziffern, doch die Wörter sagen ihm nichts. Er muss München Ost aussteigen, kann jede beliebige S-Bahn stadteinwärts nehmen, dann die U-Bahn in Richtung X, aussteigen in Y, Ausgang Z nehmen, rechts, nochmal rechts, Ankunft. Wir nehmen also das Auto.
Um 7.45 sind wir da, keineswegs die ersten Ankömmlinge, es herrscht reges Treiben. Naim gibt seinen Zettel ab, auf dem Name und Datum stehen, bekommt eine Nummer auf Pappe zugeteilt und wird in den Warteraum geschickt. Dort sitzen und stehen viele herum, wirklich viele, fast nur Männer, eine Handvoll Frauen, ein paar Kinder und es gibt einen Fernseher, es läuft ntv. Der Asylbewerber kann keine Zeitung kaufen, die er lesen könnte, wenn er lesen könnte, er schaut herum, vielleicht trifft er jemanden, der die gleiche Sprache spricht, man schaut auf die Nachrichten, die sich viertelstündlich wiederholen, der eine und der andere werden aufgerufen, man schaut nach Landsleuten und dann auf die Nachrichten, dann geht man vorsichtig vor die Tür, aber nur so, dass man auf jeden Fall hört, wenn eine Nummer aufgerufen wird, damit man schnell hineinlaufen kann um die Nummer zu lesen. Die Zahlen kann Naim schon. Die Nummern ruft ein durchtrainierter Mann auf, der ein schwarzes T-Shirt mit „security“ auf dem Rücken trägt. Dann schaut man wieder nach Landsleuten und auf den Fernseher und in die Luft. Manche haben ja wirklich Glück, kaum sind sie da, schon sind sie dran, ja, die Zeit, für den einen – wir wissen schon – für den anderen – auch das kennen wir. Ganz selten rastet jemand aus und schreit herum in einer Sprache, die man nicht versteht, aber dann wieder siehe oben.
Und der Begleiter, der die Fahrt auf sich genomen hat, sitzt etwas ratlos neben Naim, reden ist noch sehr mühsam, wenig Deutsch, natürlich kein Farsi, er kann sich aber eine Zeitung kaufen, Buch ist bei dem Lärmpegel, der vielen Leute und des Fernsehers wegen nicht angesagt, er kann auch vor die Tür treten, er kann auch die Nachrichten verstehen, und er kann auch wieder in die Luft starren wie so viele andere. Und dann kommt um 17.30 Uhr endlich die Nummer. Der Asylbewerber wird mithilfe eines Dolmetschers intensiv befragt nach Name, woher und warum, im Begleiter, der vor die Tür tritt, keimt allmählich das Gefühl, dass die Heimat an diesem Tag doch noch näher rücken wird. Irgendwann gegen 20.30 Uhr sind sie dann wieder zu Hause im kleinen Dorf.
Das ist gedehnte Zeit, die eher als negativ empfundene Variante, es gibt aber auch die gedehnte Zeit, die ein Traum ist. Das haben sie drauf, meine 6 Buben, Zeit Zeit sein zu lassen, einfach so, lächeln, schweigen, gelegentlich etwas sagen, schauen und ganz entspannt die Zeit verrinnen lassen, bis eine Deutsche streng darauf verweist, dass jetzt aber höchste Zeit wäre, dies oder jenes zu tun, denn Pünktlichkeit sei schließlich hier sehr wichtig, dann wird die Zeit wieder knapp, dann schwingt man sich schnell aufs Rad, radelt schnell zum 1-€-Job, den die Gemeinde wunderbarer Weise aus dem Hut gezaubert hat. Und die Deutsche weiß nicht so recht, ob sie das jetzt richtig gemacht hat.
Würde ich mich auf den Fußmarsch von 4000 Meilen machen, sagen wir mal, unter humanen Bedingungen, sprich mit genügend Geld, guter Ausrüstung, Navi, ärztlicher Versorgung bei Bedarf? Ich versuche mir vorzustellen, welche Qualität Zeit für mich bekommen würde. Dabei würde ich ja ohne Druck und ohne Gefahr reisen, einfach so zum Spaß. Es könnte ein esoterischer Selbsterfahrungstrip werden. Ich gestehe, ich bekomme beim Ausmalen dieses Szenario panikähnliche Attacken, zu endlos dieser Weg, zu einsam, zu verloren in den Ländern, deren Sprache man nicht spricht, zu unsicher und trotz allem zu unvorhersehbar. Das ist wie ein Vorgeschmack von Ewigkeit. Die humanen Bedingungen würden mich nicht zum Durchhalten motivieren.
So ein bisschen ahne ich die Macht, die meine neuen Nachbarn zum Durchhalten zwang. Die Burschen sind stark.
Zeit
Natürlich wissen wir alle, was Zeit ist. Das ist dieses äh, ja, diese Sache, die man so genau messen kann, wo Tausendstelsekunden über Sieg und Niederlage entscheiden und Glück und Unglück. Messen und wahrnehmen sind aber zwei sehr verschiedene Phänomene. Manchmal verwandeln sich Minuten in eine Ewigkeit – von der wir allerdings auch nicht so recht wissen, wie sie ist – und diese „Ewigkeit“ ist grauenvoll, manchmal rasen die Stunden dahin, auch das kann grauenvoll sein. Jedenfalls scheint die Zeit nicht absolut, eher relativ zu sein, sie dehnt sich nie dann, wenn es wunderbar wäre, und und rast dann ...
Seit ich meine neuen Nachbarn habe, habe ich immer wieder Gelegenheiten, über das Phänomen Zeit nachzudenken. Es ist nicht so, dass hier zwei Welten aufeinanderprallen würden, das Klischee des Afghanen, der auf der Erde sitzt und für den Zeit keine Rolle spielt, ist ein Klischee. Es ist vielmehr das, was wir miteinander erleben, das mich zu diesen Gedanken bringt.
Als Asylbewerber muss man einen Asylantrag stellen. Dieses Datum wird in der Erstaufnahme-Einrichtung von der amtlichen Stelle festgelegt, und dann hat man – in unserem Fall – bei dem Bundesamt in München zu erscheinen. Der momentane Aufenthaltsort in Bayern mag sein, wo er will, die Fahrkarte wird auf jeden Fall vom Staat erstattet. Festgelegt sind Datum und Uhrzeit: München, 17.6.2015, 8 Uhr. Unser Dorf ist ca. 160 km entfernt. Wir alle wissen, dass der Ausbau der Nahverkehrsmittel sehr zu wünschen übrig lässt, jeder hat ja schließlich ein Auto, aber der Asylbewerber natürlich nicht. Für ihn heißt es jemanden zu finden, der ihn morgens um 5.15 Uhr zum Bahnhof fährt, damit er mit Zug, S-Bahn und U-Bahn pünktlich um 8 Uhr zur Stelle ist. Das gilt natürlich nur für den Asylberwerber, der Deutsch lesen kann. Ein Afghane, der Analphabet ist, hat da keine Chance, selbst ein Afghane, der kein Analphabet ist, hat keine Chance. Er kann zwar die Buchstaben nach einigen Stunden Deutschunterricht entziffern, doch die Wörter sagen ihm nichts. Er muss München Ost aussteigen, kann jede beliebige S-Bahn stadteinwärts nehmen, dann die U-Bahn in Richtung X, aussteigen in Y, Ausgang Z nehmen, rechts, nochmal rechts, Ankunft. Wir nehmen also das Auto.
Um 7.45 sind wir da, keineswegs die ersten Ankömmlinge, es herrscht reges Treiben. Naim gibt seinen Zettel ab, auf dem Name und Datum stehen, bekommt eine Nummer auf Pappe zugeteilt und wird in den Warteraum geschickt. Dort sitzen und stehen viele herum, wirklich viele, fast nur Männer, eine Handvoll Frauen, ein paar Kinder und es gibt einen Fernseher, es läuft ntv. Der Asylbewerber kann keine Zeitung kaufen, die er lesen könnte, wenn er lesen könnte, er schaut herum, vielleicht trifft er jemanden, der die gleiche Sprache spricht, man schaut auf die Nachrichten, die sich viertelstündlich wiederholen, der eine und der andere werden aufgerufen, man schaut nach Landsleuten und dann auf die Nachrichten, dann geht man vorsichtig vor die Tür, aber nur so, dass man auf jeden Fall hört, wenn eine Nummer aufgerufen wird, damit man schnell hineinlaufen kann um die Nummer zu lesen. Die Zahlen kann Naim schon. Die Nummern ruft ein durchtrainierter Mann auf, der ein schwarzes T-Shirt mit „security“ auf dem Rücken trägt. Dann schaut man wieder nach Landsleuten und auf den Fernseher und in die Luft. Manche haben ja wirklich Glück, kaum sind sie da, schon sind sie dran, ja, die Zeit, für den einen – wir wissen schon – für den anderen – auch das kennen wir. Ganz selten rastet jemand aus und schreit herum in einer Sprache, die man nicht versteht, aber dann wieder siehe oben.
Und der Begleiter, der die Fahrt auf sich genomen hat, sitzt etwas ratlos neben Naim, reden ist noch sehr mühsam, wenig Deutsch, natürlich kein Farsi, er kann sich aber eine Zeitung kaufen, Buch ist bei dem Lärmpegel, der vielen Leute und des Fernsehers wegen nicht angesagt, er kann auch vor die Tür treten, er kann auch die Nachrichten verstehen, und er kann auch wieder in die Luft starren wie so viele andere. Und dann kommt um 17.30 Uhr endlich die Nummer. Der Asylbewerber wird mithilfe eines Dolmetschers intensiv befragt nach Name, woher und warum, im Begleiter, der vor die Tür tritt, keimt allmählich das Gefühl, dass die Heimat an diesem Tag doch noch näher rücken wird. Irgendwann gegen 20.30 Uhr sind sie dann wieder zu Hause im kleinen Dorf.
Das ist gedehnte Zeit, die eher als negativ empfundene Variante, es gibt aber auch die gedehnte Zeit, die ein Traum ist. Das haben sie drauf, meine 6 Buben, Zeit Zeit sein zu lassen, einfach so, lächeln, schweigen, gelegentlich etwas sagen, schauen und ganz entspannt die Zeit verrinnen lassen, bis eine Deutsche streng darauf verweist, dass jetzt aber höchste Zeit wäre, dies oder jenes zu tun, denn Pünktlichkeit sei schließlich hier sehr wichtig, dann wird die Zeit wieder knapp, dann schwingt man sich schnell aufs Rad, radelt schnell zum 1-€-Job, den die Gemeinde wunderbarer Weise aus dem Hut gezaubert hat. Und die Deutsche weiß nicht so recht, ob sie das jetzt richtig gemacht hat.
Würde ich mich auf den Fußmarsch von 4000 Meilen machen, sagen wir mal, unter humanen Bedingungen, sprich mit genügend Geld, guter Ausrüstung, Navi, ärztlicher Versorgung bei Bedarf? Ich versuche mir vorzustellen, welche Qualität Zeit für mich bekommen würde. Dabei würde ich ja ohne Druck und ohne Gefahr reisen, einfach so zum Spaß. Es könnte ein esoterischer Selbsterfahrungstrip werden. Ich gestehe, ich bekomme beim Ausmalen dieses Szenario panikähnliche Attacken, zu endlos dieser Weg, zu einsam, zu verloren in den Ländern, deren Sprache man nicht spricht, zu unsicher und trotz allem zu unvorhersehbar. Das ist wie ein Vorgeschmack von Ewigkeit. Die humanen Bedingungen würden mich nicht zum Durchhalten motivieren.
So ein bisschen ahne ich die Macht, die meine neuen Nachbarn zum Durchhalten zwang. Die Burschen sind stark.
Zeit
Natürlich wissen wir alle, was Zeit ist. Das ist dieses äh, ja, diese Sache, die man so genau messen kann, wo Tausendstelsekunden über Sieg und Niederlage entscheiden und Glück und Unglück. Messen und wahrnehmen sind aber zwei sehr verschiedene Phänomene. Manchmal verwandeln sich Minuten in eine Ewigkeit – von der wir allerdings auch nicht so recht wissen, wie sie ist – und diese „Ewigkeit“ ist grauenvoll, manchmal rasen die Stunden dahin, auch das kann grauenvoll sein. Jedenfalls scheint die Zeit nicht absolut, eher relativ zu sein, sie dehnt sich nie dann, wenn es wunderbar wäre, und und rast dann ...
Seit ich meine neuen Nachbarn habe, habe ich immer wieder Gelegenheiten, über das Phänomen Zeit nachzudenken. Es ist nicht so, dass hier zwei Welten aufeinanderprallen würden, das Klischee des Afghanen, der auf der Erde sitzt und für den Zeit keine Rolle spielt, ist ein Klischee. Es ist vielmehr das, was wir miteinander erleben, das mich zu diesen Gedanken bringt.
Als Asylbewerber muss man einen Asylantrag stellen. Dieses Datum wird in der Erstaufnahme-Einrichtung von der amtlichen Stelle festgelegt, und dann hat man – in unserem Fall – bei dem Bundesamt in München zu erscheinen. Der momentane Aufenthaltsort in Bayern mag sein, wo er will, die Fahrkarte wird auf jeden Fall vom Staat erstattet. Festgelegt sind Datum und Uhrzeit: München, 17.6.2015, 8 Uhr. Unser Dorf ist ca. 160 km entfernt. Wir alle wissen, dass der Ausbau der Nahverkehrsmittel sehr zu wünschen übrig lässt, jeder hat ja schließlich ein Auto, aber der Asylbewerber natürlich nicht. Für ihn heißt es jemanden zu finden, der ihn morgens um 5.15 Uhr zum Bahnhof fährt, damit er mit Zug, S-Bahn und U-Bahn pünktlich um 8 Uhr zur Stelle ist. Das gilt natürlich nur für den Asylberwerber, der Deutsch lesen kann. Ein Afghane, der Analphabet ist, hat da keine Chance, selbst ein Afghane, der kein Analphabet ist, hat keine Chance. Er kann zwar die Buchstaben nach einigen Stunden Deutschunterricht entziffern, doch die Wörter sagen ihm nichts. Er muss München Ost aussteigen, kann jede beliebige S-Bahn stadteinwärts nehmen, dann die U-Bahn in Richtung X, aussteigen in Y, Ausgang Z nehmen, rechts, nochmal rechts, Ankunft. Wir nehmen also das Auto.
Um 7.45 sind wir da, keineswegs die ersten Ankömmlinge, es herrscht reges Treiben. Naim gibt seinen Zettel ab, auf dem Name und Datum stehen, bekommt eine Nummer auf Pappe zugeteilt und wird in den Warteraum geschickt. Dort sitzen und stehen viele herum, wirklich viele, fast nur Männer, eine Handvoll Frauen, ein paar Kinder und es gibt einen Fernseher, es läuft ntv. Der Asylbewerber kann keine Zeitung kaufen, die er lesen könnte, wenn er lesen könnte, er schaut herum, vielleicht trifft er jemanden, der die gleiche Sprache spricht, man schaut auf die Nachrichten, die sich viertelstündlich wiederholen, der eine und der andere werden aufgerufen, man schaut nach Landsleuten und dann auf die Nachrichten, dann geht man vorsichtig vor die Tür, aber nur so, dass man auf jeden Fall hört, wenn eine Nummer aufgerufen wird, damit man schnell hineinlaufen kann um die Nummer zu lesen. Die Zahlen kann Naim schon. Die Nummern ruft ein durchtrainierter Mann auf, der ein schwarzes T-Shirt mit „security“ auf dem Rücken trägt. Dann schaut man wieder nach Landsleuten und auf den Fernseher und in die Luft. Manche haben ja wirklich Glück, kaum sind sie da, schon sind sie dran, ja, die Zeit, für den einen – wir wissen schon – für den anderen – auch das kennen wir. Ganz selten rastet jemand aus und schreit herum in einer Sprache, die man nicht versteht, aber dann wieder siehe oben.
Und der Begleiter, der die Fahrt auf sich genomen hat, sitzt etwas ratlos neben Naim, reden ist noch sehr mühsam, wenig Deutsch, natürlich kein Farsi, er kann sich aber eine Zeitung kaufen, Buch ist bei dem Lärmpegel, der vielen Leute und des Fernsehers wegen nicht angesagt, er kann auch vor die Tür treten, er kann auch die Nachrichten verstehen, und er kann auch wieder in die Luft starren wie so viele andere. Und dann kommt um 17.30 Uhr endlich die Nummer. Der Asylbewerber wird mithilfe eines Dolmetschers intensiv befragt nach Name, woher und warum, im Begleiter, der vor die Tür tritt, keimt allmählich das Gefühl, dass die Heimat an diesem Tag doch noch näher rücken wird. Irgendwann gegen 20.30 Uhr sind sie dann wieder zu Hause im kleinen Dorf.
Das ist gedehnte Zeit, die eher als negativ empfundene Variante, es gibt aber auch die gedehnte Zeit, die ein Traum ist. Das haben sie drauf, meine 6 Buben, Zeit Zeit sein zu lassen, einfach so, lächeln, schweigen, gelegentlich etwas sagen, schauen und ganz entspannt die Zeit verrinnen lassen, bis eine Deutsche streng darauf verweist, dass jetzt aber höchste Zeit wäre, dies oder jenes zu tun, denn Pünktlichkeit sei schließlich hier sehr wichtig, dann wird die Zeit wieder knapp, dann schwingt man sich schnell aufs Rad, radelt schnell zum 1-€-Job, den die Gemeinde wunderbarer Weise aus dem Hut gezaubert hat. Und die Deutsche weiß nicht so recht, ob sie das jetzt richtig gemacht hat.
Würde ich mich auf den Fußmarsch von 4000 Meilen machen, sagen wir mal, unter humanen Bedingungen, sprich mit genügend Geld, guter Ausrüstung, Navi, ärztlicher Versorgung bei Bedarf? Ich versuche mir vorzustellen, welche Qualität Zeit für mich bekommen würde. Dabei würde ich ja ohne Druck und ohne Gefahr reisen, einfach so zum Spaß. Es könnte ein esoterischer Selbsterfahrungstrip werden. Ich gestehe, ich bekomme beim Ausmalen dieses Szenario panikähnliche Attacken, zu endlos dieser Weg, zu einsam, zu verloren in den Ländern, deren Sprache man nicht spricht, zu unsicher und trotz allem zu unvorhersehbar. Das ist wie ein Vorgeschmack von Ewigkeit. Die humanen Bedingungen würden mich nicht zum Durchhalten motivieren.
So ein bisschen ahne ich die Macht, die meine neuen Nachbarn zum Durchhalten zwang. Die Burschen sind stark.

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3 Wochen später

von teachersmafia @ 2015-05-26 – 19:44:10

Erstaunt stelle ich fest, dass ich mir satte 3 Wochen Zeit gelassen habe, bevor ich wieder an meinem blog weiterschreibe. Warum diese Pause? Ich glaube, ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass mich meine Begeisterung über meine Buben zu romantisierend, zu euphorisch, zu rosarot berichten lassen würde. Jetzt, nach 3 Wochen, stelle ich fest, dass ich die 6 immer noch fabelhaft finde, allerdings ist der monochrome Anfangseindruck einem Fleckerlteppich gewichen, wo die hellen und dunklen Flecken ein schönes Allgemeinbild ergeben. Die Buben haben gleichzeitig helle und dunkle Seiten: ein liebenswürdiger Charakter ist gepaart mit unendlicher Faulheit im Lernen der ?blöden? Buchstaben, ein sehr zurückhaltender, fast unfreundlich wirkender junger Mann ist ein verbissener Lerner und genauer Beobachter, der sich mit Begeisterung auf die neue Sprache stürzt. Dann ist da mein Sunny Boy, sein Hobby ist Boxen, der in modischen Fetzenjeans mit Nonchalance und charmantem Lächeln die sprachlichen Schwierigkeiten nicht überwinden, sondern weglächeln möchte. Kein Erbarmen kennt die Lehrerin, der in ihrer eigenen Schulzeit und in der als Lehrerin kein Trick unbekannt geblieben sein dürfte. Sie lächelt zurück und besteht weiter auf der richtigen Antwort. Unglaublich, wie schwer ?e? und ?i? für sie auseinander zu halten sind. Auch ?a? und ?o? klingen wohl ähnlich, obwohl ich mich um das tiefste ?U? des größten Bullen bemühe und bei ?i? in geradezu lächerliches Gepiepse verfalle. Zwei, wohl eher drei, sind Analphabeten, sie haben irgendwo auf den Bergen gelebt, einer war Bauer, eher Hirte, der mit den Tieren von Weideplatz zu Weideplatz zog. Er hat ein zärtliches Verhältnis zu Tier und Pflanze. Wie er meinen Rosenstock einpflanzte, wie zärtlich und vorsichtig er mit seinen durchaus großen Händen die Rose berührte ? sehr beeindruckend. Der Versuch, ohne Zaumzeug und Sattel sich mit einem Schwung auf den Hengst zu setzen, war nicht lange von Erfolg gekrönt. Diese Methode war dem Pferd doch nicht so ganz geheuer. Die Buchstaben wollte er zuerst auch mit kühnem Schwung erobern, die sind aber ebenso störrisch wie der Hengst. Dann ist man zuerst einmal beleidigt, verweist mit ernster Miene immer und immer mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf, um zu erklären, dass da leider gar nichts hineinginge. Aber immer und immer wieder hakt die Lehrerin nach und jetzt auf einmal macht er gute Fortschritte und er quittiert das Lob mit unglaublich stolzem Lächeln. Und es gibt doch tatsächlich noch einen oder zwei, auf die er jetzt herunterblicken kann. Star ist Saifi, der in der 11. Klasse die Schule und das Land verlassen musste. Er hat dort auch Englisch gelernt und so erfahren wir, dass sein Vater von den Taliban gezwungen werden sollte, seinen Posten als Polizeichef aufzugeben. Man drohte mit Erschießen, und als der Vater trotzdem im Büro erschien, wurde er erschossen. Dem ältesten Sohn drohte das gleiche Schicksal, deshalb wurde er sofort von der Familie weggeschickt. Er hatte Geld dabei und gelangte in die Türkei. Dort fiel er wenig redlichen Menschen in die Hände, die ihn geschickt ausnahmen und mit dem Versprechen, ihn nach Deutschland zu bringen, 2 Jahre wie in einem Arbeitslager festhielten. Dann gelang ihm die Flucht, Andenken sind das Beherrschen der türkischen Sprache und ein tiefes Misstrauen. Mein liebenswerter, immer lächelnder Bub hat ein viel schlimmeres Schicksal. Seine Brüder und sein Vater mussten kämpfen, und er kam eines Tages nach Hause und da lagen alle seine Schwestern un seine Mutter mit durchschnittener Kehle im Haus. Er hat wohl niemanden mehr.
Wir verdanken diese Berichte Saifi mit seinen Englischkenntnissen und dem liebenswürdigen Ehepaar, das über meinen Buben lebt. Sie haben eine wunderbare Art, einfühlend auf die Buben einzugehen und sie zum Reden zu bringen. So wissen wir auch, dass sie alle den Weg zu Fuß gemacht haben, 6.500 km in ca. 2,5 Jahren, in Griechenland und Bulgarien menschenunwürdig behandelt wurden und hoffen, nie mehr nach Afghanistan zurück zu müssen. Sie haben dort in ihrem Leben nur Krieg erlebt und Frieden ist nicht so schnell zu erwarten.

Blog 3
Blog 2 war ein Fleckerlteppich aus Beobachtungen und Erzählungen, heute berichte ich Erstaunliches, Verwunderliches und Bewegendes.
Meine lieben Nachbarn bemühen sich rührend darum, die 6 zu ordentlichen Mitbürgern zu machen, d.h. sie erklären ihnen die Mülltrennung verbunden mit einer Besichtigung des hiesigen sehr beeindruckenden Wertstoffhofes, fahren mit ihnen zum Einkaufen und freitags in die Moschee und möchten sie mit der Waschmaschine vertraut machen ? auch diese übrigens eine großzügige Spende, die mithilfe eines Gemeinderats den Weg in unseren Keller gefunden hat. Die Reaktion auf die Waschmaschine fällt irgendwie enttäuschend aus, man interessiert sich nicht wirklich, fragt nicht nach, seltsam. Die reizende Dame vom Sozialamt, die die 6 und mich betreut, kennt einen Afghanen, der sich bereit erklärt, uns als Dolmetscher zu dienen. Der wird neben vielem anderen auch zu dem Phänomen des Desinteresses an der Waschmaschine befragt. Er stockt etwas und berichtet dann etwas verschlüsselt, dass die Buben wohl nur noch eine einzige Unterhose besäßen, die vermutlich voller Löcher sei, dass sie vielleicht auch nur noch ein T-Shirt ihr eigen nennen. Socken sind ohnehin auf der Reise abhanden gekommen. Wir versuchen so taktvoll wie möglich über diese Situation hinwegzukommen und meine Nachbarin nimmt sie bald darauf mit in den Markt zu einem Billiganbieter. Das und die vielen, unglaublich großzügigen Kleiderspenden von Gemeinde und Mitbürgern garantieren der Waschmaschine ausreichend Arbeit.
Sie sehen durchaus fesch aus in ihren neuen Kleidern, die Mitbürger spenden nichts Unbrauchbares, alles bestens erhalten und hochmodisch; die 6 sind von anderen jungen Leuten nicht zu unterscheiden in ihren Lederjacken, Jeans und T-Shirts, und die Handys sind ohnehin das aktuellste Modell. Dies wird von einigen Mitbürgern äußerst kritisch beäugt und dazu kommen dann Sprüche wie: ?Ich hab kein so neues Handy, unser Staat vergeudet da sein Geld.? Unser Dolmetscher, der selbst mit 18 als Analphabet nach München kam, sich hartnäckig um die deutsche Sprache bemühte und heute sehr gut Deutsch spricht, eine Stelle als Chefkoch in einem erstklassigen Hotel hat und mit einer Berchtesgadenerin verheiratet ist und 2 Buben hat, hat dazu erklärt: Die Handys sind die einzige Verbindung zur Heimat. Oft hat die Familie dort selbst kein Handy, kein Internet, aber irgendein Verwandter hat Zugang und spielt dann den Boten. Saifi hat bis heute keinen Kontakt, das macht ihn oft traurig, obwohl er das nie zugäbe. Das Handy als Nabelschnur, wenn man es so sieht, dann muss es wirklich ein sehr gutes Handy sein.
Meine 6 sind Putzweltmeister, jeden Tag kehren und wischen sie die Räume, saugen die Teppiche, auf denen sie auch beten, und alle paar Tage werden die Fenster geputzt. Also, so sauber waren die noch nie. Jemand von uns fährt mit ihnen oder einer Abordnung zum Einkaufen. Sie sind unglaublich genügsam, sie kaufen Kartoffeln, Zwiebel, Tomaten, Mehl, Eier und Öl, ach ja, und viiieel Zucker. Gelegentlich gibt es Hühnchen und auch mal Kekse. Ein Besuch in unserer hervorragenden Metzgerei hat sie verstört: Schweinefleich, ja, auch Hähnchen, aber die Messer haben ja vorher Schweinefleich berührt, das geht gar nicht. Auch wenn unser Metzger gelegentlich Lammfleisch anbietet, er wird sie wohl nicht so schnell wieder sehen. So macht der Discounter mit Frischfleisch-Hähnchen das Geschäft.
Wenn man kommt, dann wird einem sofort afhanischer grüner Tee, stark gesüßt, angeboten. Auch Fladen mit Zucker kommen auf den Tisch und man setzt sich dazu und wartet gespannt, was der Gast so zu sagen hat- naja, mehr zu deuten hat.
Der Helferkreis unter der Leitung von Christine von der Gemeinde hat uns zu seinem Nachmittagskaffee eingeladen. Wir sollen uns da vorstellen, evtl. Fragen beantworten usw. Birgit vom Sozialamt beginnt mit statistischen Daten, die in etwa aufzeigen, welche Aufgaben auf uns in Europa zukommen. Ich berichte dann zusammen mit Qassem als Dolmetscher über die 6, ihr Woher und ihre Pläne, die 6 bedanken sich jeweils einzeln mit Hilfe von Qassem bei den Helfern und der Gemeinde für die großzügige Unterstützung. Das Publikum ist sehr beeindruckt und sehr angetan von den 6. Ich stehe dann für Fragen zur Verfügung, unter anderem zu den Handys und zu den angeblichen Reichtümern, die ich jetzt scheffeln würde. Ich kläre die finanzielle Seite mit Offenheit ? der Staat zahlt dem Vermieter die ortsübliche Miete, die Asylsuchenden bekommen je ? 300 pro Monat ? und stelle fest, dass klare Ansagen von Seiten der Regierung viel dazu beitragen könnten, Vorurteile abzubauen. Mit einem riesigen Fresskorb und den durchaus üppigen Kuchenresten verlassen wir das Gasthaus und haben ein zufriedenes Gefühl im Herzen und im Bauch.
Meine 6 laden daraufhin am Freitag meine Nachbarn und mich um 21 Uhr zum Dinner. Sie haben gedeckt und aufgetragen: Fladenbrot und gewürzten Reis, Hühnchen in verschiedener Zubereitung, Zucchini und Salat mit Zitrone angemacht. Wir tafeln, die 6 sitzen um uns herum und schauen zu. Sie freuen sich, dass es uns so gut schmeckt, und haben sich wohl erst hinterher an den Tisch gesetzt, der für uns allein viel zu viel anzubieten hatte. Ich war gerührt von ihrer Dankbarkeit, ich gesteh?s.

Blog 4
Wo stehen wir nun nach 3 Wochen?
Alles, was wir bisher erreichen konnten, verdanken wir der unendlich großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde mit ihrem Bürgermeister Karl und Christine vom Sozialbüro. Dieser Geist der Hilfsbereitschaft geht weiter in die Gemeinde, von wo Hilfe aller Art kommt. Innerhalb von 3 Tagen hatten unsere 6 tolle Räder, nicht irgendwelche ausrangierten Teile. Auf denen kurven sie nun durch die Gegend, manchmal lebensgefährlich in der Straßenmitte, was aufmerksame und besorgte Bürgerinnen gleich berichten. Ja, Afghanistan ist dünn besiedelt und fette Lastwagen eher selten.
Der Bürgermeister fordert die Bürger immer wieder zur Unterstützung der 6 auf, und das sollte ein Beispiel sein, mit dem es gelingen könnte, die anstehenden Flüchtlingswellen anständig und verkraftbar unterzubringen. Jede Gemeinde übernimmt den anfallenden Anteil und so werden die Asylsuchenden über das Land verteilt, was die beste Integrationsmöglichkeit darstellt.
Auf jeden Fall sind unsere 6 ordnungsgemäß in der Gemeinde gemeldet, man hat ein Bankkonto, eine Bankkarte und eine Geheimzahl, man hat eine Haftpflichtversicherung und eine lästige Deutschlehrerin. Drei machen wunderbare Fortschritte, sei es aufgrund der Voraussetzungen oder des Einsatzes, drei tun sich schwer, aber einer von ihnen wird bald aufrücken. Ich werde zwei Gruppen machen, damit jeder zu seinem Recht kommt und adäquat gefördert wird. Die Gemeinde hat für alle 6 1-Euro-Jobs beantragt und Birgit, unsere gute Seele vom Sozialamt, versucht sie zu realisieren. Sie würden dann in der Gemeinde täglich 4 Stunden gemeinnützige Arbeiten verrichten, das wäre ein Segen für die Gemeinde und für die 6: Das ganz normale Leben mit Arbeit und Kontakten und dem Gefühl der Zufriedenheit. Wir hoffen, dass es klappt. Nach insgesamt 3 Monaten Aufenthalt dürfen sie eine Arbeit aufnehmen, sofern für den Arbeitsplatz kein Deutscher zur Verfügung steht. Ich überlege schon: Lt. Qassem ist einer Herrenmaßschneider, einer normaler Schneider, einer Bäcker, einer will studieren, einer ist Bauer, einer ist Schüler und will irgendwann studieren und einer ist boxender Charmeur. Es erfüllt mich durchaus mit Neugierde, wo sie wohl landen werden.

Erstaunt stelle ich fest, dass ich mir satte 3 Wochen Zeit gelassen habe, bevor ich wieder an meinem blog weiterschreibe. Warum diese Pause? Ich glaube, ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass mich meine Begeisterung über meine Buben zu romantisierend, zu euphorisch, zu rosarot berichten lassen würde. Jetzt, nach 3 Wochen, stelle ich fest, dass ich die 6 immer noch fabelhaft finde, allerdings ist der monochrome Anfangseindruck einem Fleckerlteppich gewichen, wo die hellen und dunklen Flecken ein schönes Allgemeinbild ergeben. Die Buben haben gleichzeitig helle und dunkle Seiten: ein liebenswürdiger Charakter ist gepaart mit unendlicher Faulheit im Lernen der ?blöden? Buchstaben, ein sehr zurückhaltender, fast unfreundlich wirkender junger Mann ist ein verbissener Lerner und genauer Beobachter, der sich mit Begeisterung auf die neue Sprache stürzt. Dann ist da mein Sunny Boy, sein Hobby ist Boxen, der in modischen Fetzenjeans mit Nonchalance und charmantem Lächeln die sprachlichen Schwierigkeiten nicht überwinden, sondern weglächeln möchte. Kein Erbarmen kennt die Lehrerin, der in ihrer eigenen Schulzeit und in der als Lehrerin kein Trick unbekannt geblieben sein dürfte. Sie lächelt zurück und besteht weiter auf der richtigen Antwort. Unglaublich, wie schwer ?e? und ?i? für sie auseinander zu halten sind. Auch ?a? und ?o? klingen wohl ähnlich, obwohl ich mich um das tiefste ?U? des größten Bullen bemühe und bei ?i? in geradezu lächerliches Gepiepse verfalle. Zwei, wohl eher drei, sind Analphabeten, sie haben irgendwo auf den Bergen gelebt, einer war Bauer, eher Hirte, der mit den Tieren von Weideplatz zu Weideplatz zog. Er hat ein zärtliches Verhältnis zu Tier und Pflanze. Wie er meinen Rosenstock einpflanzte, wie zärtlich und vorsichtig er mit seinen durchaus großen Händen die Rose berührte ? sehr beeindruckend. Der Versuch, ohne Zaumzeug und Sattel sich mit einem Schwung auf den Hengst zu setzen, war nicht lange von Erfolg gekrönt. Diese Methode war dem Pferd doch nicht so ganz geheuer. Die Buchstaben wollte er zuerst auch mit kühnem Schwung erobern, die sind aber ebenso störrisch wie der Hengst. Dann ist man zuerst einmal beleidigt, verweist mit ernster Miene immer und immer mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf, um zu erklären, dass da leider gar nichts hineinginge. Aber immer und immer wieder hakt die Lehrerin nach und jetzt auf einmal macht er gute Fortschritte und er quittiert das Lob mit unglaublich stolzem Lächeln. Und es gibt doch tatsächlich noch einen oder zwei, auf die er jetzt herunterblicken kann. Star ist Saifi, der in der 11. Klasse die Schule und das Land verlassen musste. Er hat dort auch Englisch gelernt und so erfahren wir, dass sein Vater von den Taliban gezwungen werden sollte, seinen Posten als Polizeichef aufzugeben. Man drohte mit Erschießen, und als der Vater trotzdem im Büro erschien, wurde er erschossen. Dem ältesten Sohn drohte das gleiche Schicksal, deshalb wurde er sofort von der Familie weggeschickt. Er hatte Geld dabei und gelangte in die Türkei. Dort fiel er wenig redlichen Menschen in die Hände, die ihn geschickt ausnahmen und mit dem Versprechen, ihn nach Deutschland zu bringen, 2 Jahre wie in einem Arbeitslager festhielten. Dann gelang ihm die Flucht, Andenken sind das Beherrschen der türkischen Sprache und ein tiefes Misstrauen. Mein liebenswerter, immer lächelnder Bub hat ein viel schlimmeres Schicksal. Seine Brüder und sein Vater mussten kämpfen, und er kam eines Tages nach Hause und da lagen alle seine Schwestern un seine Mutter mit durchschnittener Kehle im Haus. Er hat wohl niemanden mehr.
Wir verdanken diese Berichte Saifi mit seinen Englischkenntnissen und dem liebenswürdigen Ehepaar, das über meinen Buben lebt. Sie haben eine wunderbare Art, einfühlend auf die Buben einzugehen und sie zum Reden zu bringen. So wissen wir auch, dass sie alle den Weg zu Fuß gemacht haben, 6.500 km in ca. 2,5 Jahren, in Griechenland und Bulgarien menschenunwürdig behandelt wurden und hoffen, nie mehr nach Afghanistan zurück zu müssen. Sie haben dort in ihrem Leben nur Krieg erlebt und Frieden ist nicht so schnell zu erwarten.

Blog 3
Blog 2 war ein Fleckerlteppich aus Beobachtungen und Erzählungen, heute berichte ich Erstaunliches, Verwunderliches und Bewegendes.
Meine lieben Nachbarn bemühen sich rührend darum, die 6 zu ordentlichen Mitbürgern zu machen, d.h. sie erklären ihnen die Mülltrennung verbunden mit einer Besichtigung des hiesigen sehr beeindruckenden Wertstoffhofes, fahren mit ihnen zum Einkaufen und freitags in die Moschee und möchten sie mit der Waschmaschine vertraut machen ? auch diese übrigens eine großzügige Spende, die mithilfe eines Gemeinderats den Weg in unseren Keller gefunden hat. Die Reaktion auf die Waschmaschine fällt irgendwie enttäuschend aus, man interessiert sich nicht wirklich, fragt nicht nach, seltsam. Die reizende Dame vom Sozialamt, die die 6 und mich betreut, kennt einen Afghanen, der sich bereit erklärt, uns als Dolmetscher zu dienen. Der wird neben vielem anderen auch zu dem Phänomen des Desinteresses an der Waschmaschine befragt. Er stockt etwas und berichtet dann etwas verschlüsselt, dass die Buben wohl nur noch eine einzige Unterhose besäßen, die vermutlich voller Löcher sei, dass sie vielleicht auch nur noch ein T-Shirt ihr eigen nennen. Socken sind ohnehin auf der Reise abhanden gekommen. Wir versuchen so taktvoll wie möglich über diese Situation hinwegzukommen und meine Nachbarin nimmt sie bald darauf mit in den Markt zu einem Billiganbieter. Das und die vielen, unglaublich großzügigen Kleiderspenden von Gemeinde und Mitbürgern garantieren der Waschmaschine ausreichend Arbeit.
Sie sehen durchaus fesch aus in ihren neuen Kleidern, die Mitbürger spenden nichts Unbrauchbares, alles bestens erhalten und hochmodisch; die 6 sind von anderen jungen Leuten nicht zu unterscheiden in ihren Lederjacken, Jeans und T-Shirts, und die Handys sind ohnehin das aktuellste Modell. Dies wird von einigen Mitbürgern äußerst kritisch beäugt und dazu kommen dann Sprüche wie: ?Ich hab kein so neues Handy, unser Staat vergeudet da sein Geld.? Unser Dolmetscher, der selbst mit 18 als Analphabet nach München kam, sich hartnäckig um die deutsche Sprache bemühte und heute sehr gut Deutsch spricht, eine Stelle als Chefkoch in einem erstklassigen Hotel hat und mit einer Berchtesgadenerin verheiratet ist und 2 Buben hat, hat dazu erklärt: Die Handys sind die einzige Verbindung zur Heimat. Oft hat die Familie dort selbst kein Handy, kein Internet, aber irgendein Verwandter hat Zugang und spielt dann den Boten. Saifi hat bis heute keinen Kontakt, das macht ihn oft traurig, obwohl er das nie zugäbe. Das Handy als Nabelschnur, wenn man es so sieht, dann muss es wirklich ein sehr gutes Handy sein.
Meine 6 sind Putzweltmeister, jeden Tag kehren und wischen sie die Räume, saugen die Teppiche, auf denen sie auch beten, und alle paar Tage werden die Fenster geputzt. Also, so sauber waren die noch nie. Jemand von uns fährt mit ihnen oder einer Abordnung zum Einkaufen. Sie sind unglaublich genügsam, sie kaufen Kartoffeln, Zwiebel, Tomaten, Mehl, Eier und Öl, ach ja, und viiieel Zucker. Gelegentlich gibt es Hühnchen und auch mal Kekse. Ein Besuch in unserer hervorragenden Metzgerei hat sie verstört: Schweinefleich, ja, auch Hähnchen, aber die Messer haben ja vorher Schweinefleich berührt, das geht gar nicht. Auch wenn unser Metzger gelegentlich Lammfleisch anbietet, er wird sie wohl nicht so schnell wieder sehen. So macht der Discounter mit Frischfleisch-Hähnchen das Geschäft.
Wenn man kommt, dann wird einem sofort afhanischer grüner Tee, stark gesüßt, angeboten. Auch Fladen mit Zucker kommen auf den Tisch und man setzt sich dazu und wartet gespannt, was der Gast so zu sagen hat- naja, mehr zu deuten hat.
Der Helferkreis unter der Leitung von Christine von der Gemeinde hat uns zu seinem Nachmittagskaffee eingeladen. Wir sollen uns da vorstellen, evtl. Fragen beantworten usw. Birgit vom Sozialamt beginnt mit statistischen Daten, die in etwa aufzeigen, welche Aufgaben auf uns in Europa zukommen. Ich berichte dann zusammen mit Qassem als Dolmetscher über die 6, ihr Woher und ihre Pläne, die 6 bedanken sich jeweils einzeln mit Hilfe von Qassem bei den Helfern und der Gemeinde für die großzügige Unterstützung. Das Publikum ist sehr beeindruckt und sehr angetan von den 6. Ich stehe dann für Fragen zur Verfügung, unter anderem zu den Handys und zu den angeblichen Reichtümern, die ich jetzt scheffeln würde. Ich kläre die finanzielle Seite mit Offenheit ? der Staat zahlt dem Vermieter die ortsübliche Miete, die Asylsuchenden bekommen je ? 300 pro Monat ? und stelle fest, dass klare Ansagen von Seiten der Regierung viel dazu beitragen könnten, Vorurteile abzubauen. Mit einem riesigen Fresskorb und den durchaus üppigen Kuchenresten verlassen wir das Gasthaus und haben ein zufriedenes Gefühl im Herzen und im Bauch.
Meine 6 laden daraufhin am Freitag meine Nachbarn und mich um 21 Uhr zum Dinner. Sie haben gedeckt und aufgetragen: Fladenbrot und gewürzten Reis, Hühnchen in verschiedener Zubereitung, Zucchini und Salat mit Zitrone angemacht. Wir tafeln, die 6 sitzen um uns herum und schauen zu. Sie freuen sich, dass es uns so gut schmeckt, und haben sich wohl erst hinterher an den Tisch gesetzt, der für uns allein viel zu viel anzubieten hatte. Ich war gerührt von ihrer Dankbarkeit, ich gesteh?s.

Blog 4
Wo stehen wir nun nach 3 Wochen?
Alles, was wir bisher erreichen konnten, verdanken wir der unendlich großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde mit ihrem Bürgermeister Karl und Christine vom Sozialbüro. Dieser Geist der Hilfsbereitschaft geht weiter in die Gemeinde, von wo Hilfe aller Art kommt. Innerhalb von 3 Tagen hatten unsere 6 tolle Räder, nicht irgendwelche ausrangierten Teile. Auf denen kurven sie nun durch die Gegend, manchmal lebensgefährlich in der Straßenmitte, was aufmerksame und besorgte Bürgerinnen gleich berichten. Ja, Afghanistan ist dünn besiedelt und fette Lastwagen eher selten.
Der Bürgermeister fordert die Bürger immer wieder zur Unterstützung der 6 auf, und das sollte ein Beispiel sein, mit dem es gelingen könnte, die anstehenden Flüchtlingswellen anständig und verkraftbar unterzubringen. Jede Gemeinde übernimmt den anfallenden Anteil und so werden die Asylsuchenden über das Land verteilt, was die beste Integrationsmöglichkeit darstellt.
Auf jeden Fall sind unsere 6 ordnungsgemäß in der Gemeinde gemeldet, man hat ein Bankkonto, eine Bankkarte und eine Geheimzahl, man hat eine Haftpflichtversicherung und eine lästige Deutschlehrerin. Drei machen wunderbare Fortschritte, sei es aufgrund der Voraussetzungen oder des Einsatzes, drei tun sich schwer, aber einer von ihnen wird bald aufrücken. Ich werde zwei Gruppen machen, damit jeder zu seinem Recht kommt und adäquat gefördert wird. Die Gemeinde hat für alle 6 1-Euro-Jobs beantragt und Birgit, unsere gute Seele vom Sozialamt, versucht sie zu realisieren. Sie würden dann in der Gemeinde täglich 4 Stunden gemeinnützige Arbeiten verrichten, das wäre ein Segen für die Gemeinde und für die 6: Das ganz normale Leben mit Arbeit und Kontakten und dem Gefühl der Zufriedenheit. Wir hoffen, dass es klappt. Nach insgesamt 3 Monaten Aufenthalt dürfen sie eine Arbeit aufnehmen, sofern für den Arbeitsplatz kein Deutscher zur Verfügung steht. Ich überlege schon: Lt. Qassem ist einer Herrenmaßschneider, einer normaler Schneider, einer Bäcker, einer will studieren, einer ist Bauer, einer ist Schüler und will irgendwann studieren und einer ist boxender Charmeur. Es erfüllt mich durchaus mit Neugierde, wo sie wohl landen werden.

Erstaunt stelle ich fest, dass ich mir satte 3 Wochen Zeit gelassen habe, bevor ich wieder an meinem blog weiterschreibe. Warum diese Pause? Ich glaube, ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass mich meine Begeisterung über meine Buben zu romantisierend, zu euphorisch, zu rosarot berichten lassen würde. Jetzt, nach 3 Wochen, stelle ich fest, dass ich die 6 immer noch fabelhaft finde, allerdings ist der monochrome Anfangseindruck einem Fleckerlteppich gewichen, wo die hellen und dunklen Flecken ein schönes Allgemeinbild ergeben. Die Buben haben gleichzeitig helle und dunkle Seiten: ein liebenswürdiger Charakter ist gepaart mit unendlicher Faulheit im Lernen der ?blöden? Buchstaben, ein sehr zurückhaltender, fast unfreundlich wirkender junger Mann ist ein verbissener Lerner und genauer Beobachter, der sich mit Begeisterung auf die neue Sprache stürzt. Dann ist da mein Sunny Boy, sein Hobby ist Boxen, der in modischen Fetzenjeans mit Nonchalance und charmantem Lächeln die sprachlichen Schwierigkeiten nicht überwinden, sondern weglächeln möchte. Kein Erbarmen kennt die Lehrerin, der in ihrer eigenen Schulzeit und in der als Lehrerin kein Trick unbekannt geblieben sein dürfte. Sie lächelt zurück und besteht weiter auf der richtigen Antwort. Unglaublich, wie schwer ?e? und ?i? für sie auseinander zu halten sind. Auch ?a? und ?o? klingen wohl ähnlich, obwohl ich mich um das tiefste ?U? des größten Bullen bemühe und bei ?i? in geradezu lächerliches Gepiepse verfalle. Zwei, wohl eher drei, sind Analphabeten, sie haben irgendwo auf den Bergen gelebt, einer war Bauer, eher Hirte, der mit den Tieren von Weideplatz zu Weideplatz zog. Er hat ein zärtliches Verhältnis zu Tier und Pflanze. Wie er meinen Rosenstock einpflanzte, wie zärtlich und vorsichtig er mit seinen durchaus großen Händen die Rose berührte ? sehr beeindruckend. Der Versuch, ohne Zaumzeug und Sattel sich mit einem Schwung auf den Hengst zu setzen, war nicht lange von Erfolg gekrönt. Diese Methode war dem Pferd doch nicht so ganz geheuer. Die Buchstaben wollte er zuerst auch mit kühnem Schwung erobern, die sind aber ebenso störrisch wie der Hengst. Dann ist man zuerst einmal beleidigt, verweist mit ernster Miene immer und immer mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf, um zu erklären, dass da leider gar nichts hineinginge. Aber immer und immer wieder hakt die Lehrerin nach und jetzt auf einmal macht er gute Fortschritte und er quittiert das Lob mit unglaublich stolzem Lächeln. Und es gibt doch tatsächlich noch einen oder zwei, auf die er jetzt herunterblicken kann. Star ist Saifi, der in der 11. Klasse die Schule und das Land verlassen musste. Er hat dort auch Englisch gelernt und so erfahren wir, dass sein Vater von den Taliban gezwungen werden sollte, seinen Posten als Polizeichef aufzugeben. Man drohte mit Erschießen, und als der Vater trotzdem im Büro erschien, wurde er erschossen. Dem ältesten Sohn drohte das gleiche Schicksal, deshalb wurde er sofort von der Familie weggeschickt. Er hatte Geld dabei und gelangte in die Türkei. Dort fiel er wenig redlichen Menschen in die Hände, die ihn geschickt ausnahmen und mit dem Versprechen, ihn nach Deutschland zu bringen, 2 Jahre wie in einem Arbeitslager festhielten. Dann gelang ihm die Flucht, Andenken sind das Beherrschen der türkischen Sprache und ein tiefes Misstrauen. Mein liebenswerter, immer lächelnder Bub hat ein viel schlimmeres Schicksal. Seine Brüder und sein Vater mussten kämpfen, und er kam eines Tages nach Hause und da lagen alle seine Schwestern un seine Mutter mit durchschnittener Kehle im Haus. Er hat wohl niemanden mehr.
Wir verdanken diese Berichte Saifi mit seinen Englischkenntnissen und dem liebenswürdigen Ehepaar, das über meinen Buben lebt. Sie haben eine wunderbare Art, einfühlend auf die Buben einzugehen und sie zum Reden zu bringen. So wissen wir auch, dass sie alle den Weg zu Fuß gemacht haben, 6.500 km in ca. 2,5 Jahren, in Griechenland und Bulgarien menschenunwürdig behandelt wurden und hoffen, nie mehr nach Afghanistan zurück zu müssen. Sie haben dort in ihrem Leben nur Krieg erlebt und Frieden ist nicht so schnell zu erwarten.

Blog 3
Blog 2 war ein Fleckerlteppich aus Beobachtungen und Erzählungen, heute berichte ich Erstaunliches, Verwunderliches und Bewegendes.
Meine lieben Nachbarn bemühen sich rührend darum, die 6 zu ordentlichen Mitbürgern zu machen, d.h. sie erklären ihnen die Mülltrennung verbunden mit einer Besichtigung des hiesigen sehr beeindruckenden Wertstoffhofes, fahren mit ihnen zum Einkaufen und freitags in die Moschee und möchten sie mit der Waschmaschine vertraut machen ? auch diese übrigens eine großzügige Spende, die mithilfe eines Gemeinderats den Weg in unseren Keller gefunden hat. Die Reaktion auf die Waschmaschine fällt irgendwie enttäuschend aus, man interessiert sich nicht wirklich, fragt nicht nach, seltsam. Die reizende Dame vom Sozialamt, die die 6 und mich betreut, kennt einen Afghanen, der sich bereit erklärt, uns als Dolmetscher zu dienen. Der wird neben vielem anderen auch zu dem Phänomen des Desinteresses an der Waschmaschine befragt. Er stockt etwas und berichtet dann etwas verschlüsselt, dass die Buben wohl nur noch eine einzige Unterhose besäßen, die vermutlich voller Löcher sei, dass sie vielleicht auch nur noch ein T-Shirt ihr eigen nennen. Socken sind ohnehin auf der Reise abhanden gekommen. Wir versuchen so taktvoll wie möglich über diese Situation hinwegzukommen und meine Nachbarin nimmt sie bald darauf mit in den Markt zu einem Billiganbieter. Das und die vielen, unglaublich großzügigen Kleiderspenden von Gemeinde und Mitbürgern garantieren der Waschmaschine ausreichend Arbeit.
Sie sehen durchaus fesch aus in ihren neuen Kleidern, die Mitbürger spenden nichts Unbrauchbares, alles bestens erhalten und hochmodisch; die 6 sind von anderen jungen Leuten nicht zu unterscheiden in ihren Lederjacken, Jeans und T-Shirts, und die Handys sind ohnehin das aktuellste Modell. Dies wird von einigen Mitbürgern äußerst kritisch beäugt und dazu kommen dann Sprüche wie: ?Ich hab kein so neues Handy, unser Staat vergeudet da sein Geld.? Unser Dolmetscher, der selbst mit 18 als Analphabet nach München kam, sich hartnäckig um die deutsche Sprache bemühte und heute sehr gut Deutsch spricht, eine Stelle als Chefkoch in einem erstklassigen Hotel hat und mit einer Berchtesgadenerin verheiratet ist und 2 Buben hat, hat dazu erklärt: Die Handys sind die einzige Verbindung zur Heimat. Oft hat die Familie dort selbst kein Handy, kein Internet, aber irgendein Verwandter hat Zugang und spielt dann den Boten. Saifi hat bis heute keinen Kontakt, das macht ihn oft traurig, obwohl er das nie zugäbe. Das Handy als Nabelschnur, wenn man es so sieht, dann muss es wirklich ein sehr gutes Handy sein.
Meine 6 sind Putzweltmeister, jeden Tag kehren und wischen sie die Räume, saugen die Teppiche, auf denen sie auch beten, und alle paar Tage werden die Fenster geputzt. Also, so sauber waren die noch nie. Jemand von uns fährt mit ihnen oder einer Abordnung zum Einkaufen. Sie sind unglaublich genügsam, sie kaufen Kartoffeln, Zwiebel, Tomaten, Mehl, Eier und Öl, ach ja, und viiieel Zucker. Gelegentlich gibt es Hühnchen und auch mal Kekse. Ein Besuch in unserer hervorragenden Metzgerei hat sie verstört: Schweinefleich, ja, auch Hähnchen, aber die Messer haben ja vorher Schweinefleich berührt, das geht gar nicht. Auch wenn unser Metzger gelegentlich Lammfleisch anbietet, er wird sie wohl nicht so schnell wieder sehen. So macht der Discounter mit Frischfleisch-Hähnchen das Geschäft.
Wenn man kommt, dann wird einem sofort afhanischer grüner Tee, stark gesüßt, angeboten. Auch Fladen mit Zucker kommen auf den Tisch und man setzt sich dazu und wartet gespannt, was der Gast so zu sagen hat- naja, mehr zu deuten hat.
Der Helferkreis unter der Leitung von Christine von der Gemeinde hat uns zu seinem Nachmittagskaffee eingeladen. Wir sollen uns da vorstellen, evtl. Fragen beantworten usw. Birgit vom Sozialamt beginnt mit statistischen Daten, die in etwa aufzeigen, welche Aufgaben auf uns in Europa zukommen. Ich berichte dann zusammen mit Qassem als Dolmetscher über die 6, ihr Woher und ihre Pläne, die 6 bedanken sich jeweils einzeln mit Hilfe von Qassem bei den Helfern und der Gemeinde für die großzügige Unterstützung. Das Publikum ist sehr beeindruckt und sehr angetan von den 6. Ich stehe dann für Fragen zur Verfügung, unter anderem zu den Handys und zu den angeblichen Reichtümern, die ich jetzt scheffeln würde. Ich kläre die finanzielle Seite mit Offenheit ? der Staat zahlt dem Vermieter die ortsübliche Miete, die Asylsuchenden bekommen je ? 300 pro Monat ? und stelle fest, dass klare Ansagen von Seiten der Regierung viel dazu beitragen könnten, Vorurteile abzubauen. Mit einem riesigen Fresskorb und den durchaus üppigen Kuchenresten verlassen wir das Gasthaus und haben ein zufriedenes Gefühl im Herzen und im Bauch.
Meine 6 laden daraufhin am Freitag meine Nachbarn und mich um 21 Uhr zum Dinner. Sie haben gedeckt und aufgetragen: Fladenbrot und gewürzten Reis, Hühnchen in verschiedener Zubereitung, Zucchini und Salat mit Zitrone angemacht. Wir tafeln, die 6 sitzen um uns herum und schauen zu. Sie freuen sich, dass es uns so gut schmeckt, und haben sich wohl erst hinterher an den Tisch gesetzt, der für uns allein viel zu viel anzubieten hatte. Ich war gerührt von ihrer Dankbarkeit, ich gesteh?s.

Blog 4
Wo stehen wir nun nach 3 Wochen?
Alles, was wir bisher erreichen konnten, verdanken wir der unendlich großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde mit ihrem Bürgermeister Karl und Christine vom Sozialbüro. Dieser Geist der Hilfsbereitschaft geht weiter in die Gemeinde, von wo Hilfe aller Art kommt. Innerhalb von 3 Tagen hatten unsere 6 tolle Räder, nicht irgendwelche ausrangierten Teile. Auf denen kurven sie nun durch die Gegend, manchmal lebensgefährlich in der Straßenmitte, was aufmerksame und besorgte Bürgerinnen gleich berichten. Ja, Afghanistan ist dünn besiedelt und fette Lastwagen eher selten.
Der Bürgermeister fordert die Bürger immer wieder zur Unterstützung der 6 auf, und das sollte ein Beispiel sein, mit dem es gelingen könnte, die anstehenden Flüchtlingswellen anständig und verkraftbar unterzubringen. Jede Gemeinde übernimmt den anfallenden Anteil und so werden die Asylsuchenden über das Land verteilt, was die beste Integrationsmöglichkeit darstellt.
Auf jeden Fall sind unsere 6 ordnungsgemäß in der Gemeinde gemeldet, man hat ein Bankkonto, eine Bankkarte und eine Geheimzahl, man hat eine Haftpflichtversicherung und eine lästige Deutschlehrerin. Drei machen wunderbare Fortschritte, sei es aufgrund der Voraussetzungen oder des Einsatzes, drei tun sich schwer, aber einer von ihnen wird bald aufrücken. Ich werde zwei Gruppen machen, damit jeder zu seinem Recht kommt und adäquat gefördert wird. Die Gemeinde hat für alle 6 1-Euro-Jobs beantragt und Birgit, unsere gute Seele vom Sozialamt, versucht sie zu realisieren. Sie würden dann in der Gemeinde täglich 4 Stunden gemeinnützige Arbeiten verrichten, das wäre ein Segen für die Gemeinde und für die 6: Das ganz normale Leben mit Arbeit und Kontakten und dem Gefühl der Zufriedenheit. Wir hoffen, dass es klappt. Nach insgesamt 3 Monaten Aufenthalt dürfen sie eine Arbeit aufnehmen, sofern für den Arbeitsplatz kein Deutscher zur Verfügung steht. Ich überlege schon: Lt. Qassem ist einer Herrenmaßschneider, einer normaler Schneider, einer Bäcker, einer will studieren, einer ist Bauer, einer ist Schüler und will irgendwann studieren und einer ist boxender Charmeur. Es erfüllt mich durchaus mit Neugierde, wo sie wohl landen werden.

Erstaunt stelle ich fest, dass ich mir satte 3 Wochen Zeit gelassen habe, bevor ich wieder an meinem blog weiterschreibe. Warum diese Pause? Ich glaube, ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass mich meine Begeisterung über meine Buben zu romantisierend, zu euphorisch, zu rosarot berichten lassen würde. Jetzt, nach 3 Wochen, stelle ich fest, dass ich die 6 immer noch fabelhaft finde, allerdings ist der monochrome Anfangseindruck einem Fleckerlteppich gewichen, wo die hellen und dunklen Flecken ein schönes Allgemeinbild ergeben. Die Buben haben gleichzeitig helle und dunkle Seiten: ein liebenswürdiger Charakter ist gepaart mit unendlicher Faulheit im Lernen der ?blöden? Buchstaben, ein sehr zurückhaltender, fast unfreundlich wirkender junger Mann ist ein verbissener Lerner und genauer Beobachter, der sich mit Begeisterung auf die neue Sprache stürzt. Dann ist da mein Sunny Boy, sein Hobby ist Boxen, der in modischen Fetzenjeans mit Nonchalance und charmantem Lächeln die sprachlichen Schwierigkeiten nicht überwinden, sondern weglächeln möchte. Kein Erbarmen kennt die Lehrerin, der in ihrer eigenen Schulzeit und in der als Lehrerin kein Trick unbekannt geblieben sein dürfte. Sie lächelt zurück und besteht weiter auf der richtigen Antwort. Unglaublich, wie schwer ?e? und ?i? für sie auseinander zu halten sind. Auch ?a? und ?o? klingen wohl ähnlich, obwohl ich mich um das tiefste ?U? des größten Bullen bemühe und bei ?i? in geradezu lächerliches Gepiepse verfalle. Zwei, wohl eher drei, sind Analphabeten, sie haben irgendwo auf den Bergen gelebt, einer war Bauer, eher Hirte, der mit den Tieren von Weideplatz zu Weideplatz zog. Er hat ein zärtliches Verhältnis zu Tier und Pflanze. Wie er meinen Rosenstock einpflanzte, wie zärtlich und vorsichtig er mit seinen durchaus großen Händen die Rose berührte ? sehr beeindruckend. Der Versuch, ohne Zaumzeug und Sattel sich mit einem Schwung auf den Hengst zu setzen, war nicht lange von Erfolg gekrönt. Diese Methode war dem Pferd doch nicht so ganz geheuer. Die Buchstaben wollte er zuerst auch mit kühnem Schwung erobern, die sind aber ebenso störrisch wie der Hengst. Dann ist man zuerst einmal beleidigt, verweist mit ernster Miene immer und immer mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf, um zu erklären, dass da leider gar nichts hineinginge. Aber immer und immer wieder hakt die Lehrerin nach und jetzt auf einmal macht er gute Fortschritte und er quittiert das Lob mit unglaublich stolzem Lächeln. Und es gibt doch tatsächlich noch einen oder zwei, auf die er jetzt herunterblicken kann. Star ist Saifi, der in der 11. Klasse die Schule und das Land verlassen musste. Er hat dort auch Englisch gelernt und so erfahren wir, dass sein Vater von den Taliban gezwungen werden sollte, seinen Posten als Polizeichef aufzugeben. Man drohte mit Erschießen, und als der Vater trotzdem im Büro erschien, wurde er erschossen. Dem ältesten Sohn drohte das gleiche Schicksal, deshalb wurde er sofort von der Familie weggeschickt. Er hatte Geld dabei und gelangte in die Türkei. Dort fiel er wenig redlichen Menschen in die Hände, die ihn geschickt ausnahmen und mit dem Versprechen, ihn nach Deutschland zu bringen, 2 Jahre wie in einem Arbeitslager festhielten. Dann gelang ihm die Flucht, Andenken sind das Beherrschen der türkischen Sprache und ein tiefes Misstrauen. Mein liebenswerter, immer lächelnder Bub hat ein viel schlimmeres Schicksal. Seine Brüder und sein Vater mussten kämpfen, und er kam eines Tages nach Hause und da lagen alle seine Schwestern un seine Mutter mit durchschnittener Kehle im Haus. Er hat wohl niemanden mehr.
Wir verdanken diese Berichte Saifi mit seinen Englischkenntnissen und dem liebenswürdigen Ehepaar, das über meinen Buben lebt. Sie haben eine wunderbare Art, einfühlend auf die Buben einzugehen und sie zum Reden zu bringen. So wissen wir auch, dass sie alle den Weg zu Fuß gemacht haben, 6.500 km in ca. 2,5 Jahren, in Griechenland und Bulgarien menschenunwürdig behandelt wurden und hoffen, nie mehr nach Afghanistan zurück zu müssen. Sie haben dort in ihrem Leben nur Krieg erlebt und Frieden ist nicht so schnell zu erwarten.

Blog 3
Blog 2 war ein Fleckerlteppich aus Beobachtungen und Erzählungen, heute berichte ich Erstaunliches, Verwunderliches und Bewegendes.
Meine lieben Nachbarn bemühen sich rührend darum, die 6 zu ordentlichen Mitbürgern zu machen, d.h. sie erklären ihnen die Mülltrennung verbunden mit einer Besichtigung des hiesigen sehr beeindruckenden Wertstoffhofes, fahren mit ihnen zum Einkaufen und freitags in die Moschee und möchten sie mit der Waschmaschine vertraut machen ? auch diese übrigens eine großzügige Spende, die mithilfe eines Gemeinderats den Weg in unseren Keller gefunden hat. Die Reaktion auf die Waschmaschine fällt irgendwie enttäuschend aus, man interessiert sich nicht wirklich, fragt nicht nach, seltsam. Die reizende Dame vom Sozialamt, die die 6 und mich betreut, kennt einen Afghanen, der sich bereit erklärt, uns als Dolmetscher zu dienen. Der wird neben vielem anderen auch zu dem Phänomen des Desinteresses an der Waschmaschine befragt. Er stockt etwas und berichtet dann etwas verschlüsselt, dass die Buben wohl nur noch eine einzige Unterhose besäßen, die vermutlich voller Löcher sei, dass sie vielleicht auch nur noch ein T-Shirt ihr eigen nennen. Socken sind ohnehin auf der Reise abhanden gekommen. Wir versuchen so taktvoll wie möglich über diese Situation hinwegzukommen und meine Nachbarin nimmt sie bald darauf mit in den Markt zu einem Billiganbieter. Das und die vielen, unglaublich großzügigen Kleiderspenden von Gemeinde und Mitbürgern garantieren der Waschmaschine ausreichend Arbeit.
Sie sehen durchaus fesch aus in ihren neuen Kleidern, die Mitbürger spenden nichts Unbrauchbares, alles bestens erhalten und hochmodisch; die 6 sind von anderen jungen Leuten nicht zu unterscheiden in ihren Lederjacken, Jeans und T-Shirts, und die Handys sind ohnehin das aktuellste Modell. Dies wird von einigen Mitbürgern äußerst kritisch beäugt und dazu kommen dann Sprüche wie: ?Ich hab kein so neues Handy, unser Staat vergeudet da sein Geld.? Unser Dolmetscher, der selbst mit 18 als Analphabet nach München kam, sich hartnäckig um die deutsche Sprache bemühte und heute sehr gut Deutsch spricht, eine Stelle als Chefkoch in einem erstklassigen Hotel hat und mit einer Berchtesgadenerin verheiratet ist und 2 Buben hat, hat dazu erklärt: Die Handys sind die einzige Verbindung zur Heimat. Oft hat die Familie dort selbst kein Handy, kein Internet, aber irgendein Verwandter hat Zugang und spielt dann den Boten. Saifi hat bis heute keinen Kontakt, das macht ihn oft traurig, obwohl er das nie zugäbe. Das Handy als Nabelschnur, wenn man es so sieht, dann muss es wirklich ein sehr gutes Handy sein.
Meine 6 sind Putzweltmeister, jeden Tag kehren und wischen sie die Räume, saugen die Teppiche, auf denen sie auch beten, und alle paar Tage werden die Fenster geputzt. Also, so sauber waren die noch nie. Jemand von uns fährt mit ihnen oder einer Abordnung zum Einkaufen. Sie sind unglaublich genügsam, sie kaufen Kartoffeln, Zwiebel, Tomaten, Mehl, Eier und Öl, ach ja, und viiieel Zucker. Gelegentlich gibt es Hühnchen und auch mal Kekse. Ein Besuch in unserer hervorragenden Metzgerei hat sie verstört: Schweinefleich, ja, auch Hähnchen, aber die Messer haben ja vorher Schweinefleich berührt, das geht gar nicht. Auch wenn unser Metzger gelegentlich Lammfleisch anbietet, er wird sie wohl nicht so schnell wieder sehen. So macht der Discounter mit Frischfleisch-Hähnchen das Geschäft.
Wenn man kommt, dann wird einem sofort afhanischer grüner Tee, stark gesüßt, angeboten. Auch Fladen mit Zucker kommen auf den Tisch und man setzt sich dazu und wartet gespannt, was der Gast so zu sagen hat- naja, mehr zu deuten hat.
Der Helferkreis unter der Leitung von Christine von der Gemeinde hat uns zu seinem Nachmittagskaffee eingeladen. Wir sollen uns da vorstellen, evtl. Fragen beantworten usw. Birgit vom Sozialamt beginnt mit statistischen Daten, die in etwa aufzeigen, welche Aufgaben auf uns in Europa zukommen. Ich berichte dann zusammen mit Qassem als Dolmetscher über die 6, ihr Woher und ihre Pläne, die 6 bedanken sich jeweils einzeln mit Hilfe von Qassem bei den Helfern und der Gemeinde für die großzügige Unterstützung. Das Publikum ist sehr beeindruckt und sehr angetan von den 6. Ich stehe dann für Fragen zur Verfügung, unter anderem zu den Handys und zu den angeblichen Reichtümern, die ich jetzt scheffeln würde. Ich kläre die finanzielle Seite mit Offenheit ? der Staat zahlt dem Vermieter die ortsübliche Miete, die Asylsuchenden bekommen je ? 300 pro Monat ? und stelle fest, dass klare Ansagen von Seiten der Regierung viel dazu beitragen könnten, Vorurteile abzubauen. Mit einem riesigen Fresskorb und den durchaus üppigen Kuchenresten verlassen wir das Gasthaus und haben ein zufriedenes Gefühl im Herzen und im Bauch.
Meine 6 laden daraufhin am Freitag meine Nachbarn und mich um 21 Uhr zum Dinner. Sie haben gedeckt und aufgetragen: Fladenbrot und gewürzten Reis, Hühnchen in verschiedener Zubereitung, Zucchini und Salat mit Zitrone angemacht. Wir tafeln, die 6 sitzen um uns herum und schauen zu. Sie freuen sich, dass es uns so gut schmeckt, und haben sich wohl erst hinterher an den Tisch gesetzt, der für uns allein viel zu viel anzubieten hatte. Ich war gerührt von ihrer Dankbarkeit, ich gesteh?s.

Blog 4
Wo stehen wir nun nach 3 Wochen?
Alles, was wir bisher erreichen konnten, verdanken wir der unendlich großzügigen Unterstützung durch die Gemeinde mit ihrem Bürgermeister Karl und Christine vom Sozialbüro. Dieser Geist der Hilfsbereitschaft geht weiter in die Gemeinde, von wo Hilfe aller Art kommt. Innerhalb von 3 Tagen hatten unsere 6 tolle Räder, nicht irgendwelche ausrangierten Teile. Auf denen kurven sie nun durch die Gegend, manchmal lebensgefährlich in der Straßenmitte, was aufmerksame und besorgte Bürgerinnen gleich berichten. Ja, Afghanistan ist dünn besiedelt und fette Lastwagen eher selten.
Der Bürgermeister fordert die Bürger immer wieder zur Unterstützung der 6 auf, und das sollte ein Beispiel sein, mit dem es gelingen könnte, die anstehenden Flüchtlingswellen anständig und verkraftbar unterzubringen. Jede Gemeinde übernimmt den anfallenden Anteil und so werden die Asylsuchenden über das Land verteilt, was die beste Integrationsmöglichkeit darstellt.
Auf jeden Fall sind unsere 6 ordnungsgemäß in der Gemeinde gemeldet, man hat ein Bankkonto, eine Bankkarte und eine Geheimzahl, man hat eine Haftpflichtversicherung und eine lästige Deutschlehrerin. Drei machen wunderbare Fortschritte, sei es aufgrund der Voraussetzungen oder des Einsatzes, drei tun sich schwer, aber einer von ihnen wird bald aufrücken. Ich werde zwei Gruppen machen, damit jeder zu seinem Recht kommt und adäquat gefördert wird. Die Gemeinde hat für alle 6 1-Euro-Jobs beantragt und Birgit, unsere gute Seele vom Sozialamt, versucht sie zu realisieren. Sie würden dann in der Gemeinde täglich 4 Stunden gemeinnützige Arbeiten verrichten, das wäre ein Segen für die Gemeinde und für die 6: Das ganz normale Leben mit Arbeit und Kontakten und dem Gefühl der Zufriedenheit. Wir hoffen, dass es klappt. Nach insgesamt 3 Monaten Aufenthalt dürfen sie eine Arbeit aufnehmen, sofern für den Arbeitsplatz kein Deutscher zur Verfügung steht. Ich überlege schon: Lt. Qassem ist einer Herrenmaßschneider, einer normaler Schneider, einer Bäcker, einer will studieren, einer ist Bauer, einer ist Schüler und will irgendwann studieren und einer ist boxender Charmeur. Es erfüllt mich durchaus mit Neugierde, wo sie wohl landen werden.

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