Freitag, 7. August 2015
Unser untrügliches Gefühl
Unser untrügliches Gefühl
Hand aufs Herz ? München ist das bayerische Herz Bayerns. Sie würden das unterschreiben ? was sollte auch dagegensprechen? Ich bin da ganz Ihrer Meinung, oder neudeutsch, ich bin da ganz bei Ihnen. Nun, das Neudeutsche, unhöflich und sachlich auf jeden Fall falsch als Preußisch verleumdet, hört man bekannterweise weitaus häufiger in der Weltstadt mit Herz als das typisch bayerische Idiom. Doch das kennen wir schon. Was ich allerdings am Samstag der Süddeutschen Zeitung entnehmen musste, hat mein ? zugegebenermaßen enges ? Weltbild doch erschüttert. 41 % der Münchener haben einen ausländischen Pass oder Migrationshintergrund. 56,5 % der Kinder und Jugendlichen ebenso ? das sind 122 000 Minderjährige. Und Menschen aus aller Herren Länder ? genau genommen aus 184 Ländern - leben hier. Halb München ist in den Händer der Ausländer ? so könnte man es auch formulieren, wenn man möchte, ich möchte aber nicht.
Damit ist München ein Paradebeispiel für gelungene Integration: Stellen Sie sich vor: Sie waren oder leben in München und haben geglaubt, diese Stadt wäre bayerisch! Dabei waren Sie ? allerdings unbemerkt ? umzingelt von Ausländern. Sie waren frei nach Karl Valentin ein Fremder unter Fremden in der Fremde, falls Sie nur zu Besuch dort waren. Wenn keiner mehr auffällt, dann ist das wohl gelungene Integration. So können wir weiterarbeiten, der Erfolg gibt uns Recht, denn: Hätten Sie es gewusst?
Was lernen wir daraus? Das, was wir sehen, ist oft nicht das, was ist. Das, was wir sehen wollen, ist auch nicht immer das, was es ist.

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