Dienstag, 8. September 2015
teachersmafia, 20:19h
8.9.2015
Zu Gast beim reichen Mann
So lautet die Überschrift eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung vom 7.9.2015, der mich tief beeindruckt hat und den ich Euch nicht vorenthalten will. Lothar Müller verweist auf und interpretiert dabei Ideen von Immanuel Kant, der sich 1795 zur Zeit der Nachwirkungen der Französischen Revolution über „die Bedingungen der allgemeinen Hospitalität“ (Gastfreundschaft) Gedanken machte. Es war eine Zeit der Emigrationen und Migrationen, die die Französische Revolution mit innereuropäischen Kriegen nach sich zog.
Worum geht es? Kant geht von einem „Weltbürgerrecht“ aus, er redet also nicht von Menschenfreundlichkeit, sondern von dem Recht des Fremdlings, seiner Ankunft wegen nicht feindselig behandelt zu werden. Der Gastgeber kann ihn abweisen, aber nur dann, wenn damit nicht der Untergang des Fremdlings besiegelt ist. Und solange sich der Fremdling friedlich verhält, darf man ihm nicht feindlich begegnen. Kant spricht dabei ausdrücklich von einem RECHT und nicht von Menschenliebe, die man ja nicht einfordern kann. Jeder von uns muss für sich selbst entscheiden, welche Konsequenzen das Einräumen dieses Rechts – auch unter Berücksichtigung der christlichen Lehre - für uns bedeutet.
Nun, wo „feindlich“ anfängt, das beginnt man zu fragen, wenn man die Berichte aus Ungarn sieht. Nahrung zu verweigern und hygienische Bleibe erst gar nicht zu gewähren, ist für mich schon „feindliches“ Verhalten der Regierung. Leider ist die Liste ähnlicher Beobachtungen schon lang.
Ebenso interessant und auch entlarvend ist eine Betrachtung Kants zum „reichen Mann“. Der Reiche ist häufig identisch mit „Wohltäter“ und „Menschenfreund“. Kant weist darauf hin, dass der Reiche einer Welt der Ungleichverteilung der Glücksgüter entstammt. Überlegen wir also: Wem verdanken wir unsere Lage? Haben wir wirklich alles alleine geschafft?
Die Qualität unseres Lebens hängt vom Geburtsort ab, von vielen Begünstigungen durch verschiedene Menschen (Eltern, Großeltern, Lehrern, Chefs, Freunden), von der Art der Regierung, in der wir leben, wie sehr sie sich um Gleichheit bemüht, wie gerecht der Wohlstand verteilt ist, wie viel Wohltätigkeit es im Allgemeinen gibt....
Daher fragt Kant, ob der Beistand, den wir den Notleidenden gewähren, überhaupt den Namen „Wohltätigkeit“ verdient, mit der wir unsere Hilfe so gerne betiteln. Es ist unsere Pflicht als Menschenfreunde allen Menschen wohl zu wollen. Und wir sollen stets daran denken, dass dies eine Pflicht ist, was uns vor dem Stolz bewahren soll, der uns gerne mal befällt, wenn wir anderen wohl tun.
Wir alle helfen gerne, aber wenn es mal nicht so gut geht, wenn die Medien oder Politiker andere Überlegungen in uns hineinträufeln wollen, dann sollten wir daran denken, dass es unsere Pflicht ist zu helfen und nicht eine generöse Geste, die beklatscht werden soll.
Ich finde, dieser Artikel von Müller kommt gerade zur rechten Zeit, jetzt müssen wir wirklich Farbe bekennen, uns den neuen Menschen stellen, jetzt betrifft es uns alle. Ich sagte schon mal in meinem Artikel im Gemeindeblatt, dass Europa sich verändern würde. Die Geschwindigkeit überrascht mich jetzt selbst doch sehr. Gut, dass wir schon angefangen haben, uns darauf einzustellen.
Zu Gast beim reichen Mann
So lautet die Überschrift eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung vom 7.9.2015, der mich tief beeindruckt hat und den ich Euch nicht vorenthalten will. Lothar Müller verweist auf und interpretiert dabei Ideen von Immanuel Kant, der sich 1795 zur Zeit der Nachwirkungen der Französischen Revolution über „die Bedingungen der allgemeinen Hospitalität“ (Gastfreundschaft) Gedanken machte. Es war eine Zeit der Emigrationen und Migrationen, die die Französische Revolution mit innereuropäischen Kriegen nach sich zog.
Worum geht es? Kant geht von einem „Weltbürgerrecht“ aus, er redet also nicht von Menschenfreundlichkeit, sondern von dem Recht des Fremdlings, seiner Ankunft wegen nicht feindselig behandelt zu werden. Der Gastgeber kann ihn abweisen, aber nur dann, wenn damit nicht der Untergang des Fremdlings besiegelt ist. Und solange sich der Fremdling friedlich verhält, darf man ihm nicht feindlich begegnen. Kant spricht dabei ausdrücklich von einem RECHT und nicht von Menschenliebe, die man ja nicht einfordern kann. Jeder von uns muss für sich selbst entscheiden, welche Konsequenzen das Einräumen dieses Rechts – auch unter Berücksichtigung der christlichen Lehre - für uns bedeutet.
Nun, wo „feindlich“ anfängt, das beginnt man zu fragen, wenn man die Berichte aus Ungarn sieht. Nahrung zu verweigern und hygienische Bleibe erst gar nicht zu gewähren, ist für mich schon „feindliches“ Verhalten der Regierung. Leider ist die Liste ähnlicher Beobachtungen schon lang.
Ebenso interessant und auch entlarvend ist eine Betrachtung Kants zum „reichen Mann“. Der Reiche ist häufig identisch mit „Wohltäter“ und „Menschenfreund“. Kant weist darauf hin, dass der Reiche einer Welt der Ungleichverteilung der Glücksgüter entstammt. Überlegen wir also: Wem verdanken wir unsere Lage? Haben wir wirklich alles alleine geschafft?
Die Qualität unseres Lebens hängt vom Geburtsort ab, von vielen Begünstigungen durch verschiedene Menschen (Eltern, Großeltern, Lehrern, Chefs, Freunden), von der Art der Regierung, in der wir leben, wie sehr sie sich um Gleichheit bemüht, wie gerecht der Wohlstand verteilt ist, wie viel Wohltätigkeit es im Allgemeinen gibt....
Daher fragt Kant, ob der Beistand, den wir den Notleidenden gewähren, überhaupt den Namen „Wohltätigkeit“ verdient, mit der wir unsere Hilfe so gerne betiteln. Es ist unsere Pflicht als Menschenfreunde allen Menschen wohl zu wollen. Und wir sollen stets daran denken, dass dies eine Pflicht ist, was uns vor dem Stolz bewahren soll, der uns gerne mal befällt, wenn wir anderen wohl tun.
Wir alle helfen gerne, aber wenn es mal nicht so gut geht, wenn die Medien oder Politiker andere Überlegungen in uns hineinträufeln wollen, dann sollten wir daran denken, dass es unsere Pflicht ist zu helfen und nicht eine generöse Geste, die beklatscht werden soll.
Ich finde, dieser Artikel von Müller kommt gerade zur rechten Zeit, jetzt müssen wir wirklich Farbe bekennen, uns den neuen Menschen stellen, jetzt betrifft es uns alle. Ich sagte schon mal in meinem Artikel im Gemeindeblatt, dass Europa sich verändern würde. Die Geschwindigkeit überrascht mich jetzt selbst doch sehr. Gut, dass wir schon angefangen haben, uns darauf einzustellen.
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